Den hier im gesundheitlichen Fokus stehenden Albuminwert kennen nicht viele Menschen, zumal er nicht automatisch ein Bestandteil des großen Blutbilds ist. Doch bei vorliegenden Gesundheitsbeschwerden und einem konkreten Verdacht wird der Arzt diesen Laborwert zur Diagnosestellung ermitteln lassen. Wir stellen hier mit Albumin eines der bedeutendsten Proteine vor, das im menschlichen Blut vorkommt. Es wird in der Leber gebildet und hat eine wichtige Transportfunktion im Körper.
Inhaltsverzeichnis
- Definition: Albumin
- Albumin Normwerte
- Wann ist Albumin erniedrigt und wann erhöht?
- Ursachen für eine Abweichung der Albuminwerte?
- Albuminwert niedrig: Was tun?
So viel sei vorweggenommen: Ein Albuminmangel sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn der kolloidosmotische Druck im Blutplasma kann abnehmen. Das hat zur Folge, dass Wasser nicht mehr im Gefäßsystem gehalten werden kann. Ödeme sind eine mögliche Folge.
Definition: Albumin
Es handelt sich um ein Protein, das in die Gruppe der so genannten Plasmaproteine einzuordnen ist. Im menschlichen Organismus wird es auch als Humanalbumin bezeichnet. Gemeinsam mit den Globulinen stellen Albumine die bedeutendsten Eiweißstoffe im Blut dar. Albuminwerte lassen sich über den Urin, Serum oder auch Nervenwasser (Liquor) bestimmen.
Dieses hier im Fokus stehende Protein hat zwei wichtige Funktionen im Körper: Durch die Fähigkeit, Wasser zu binden, hält es den Flüssigkeitsgehalt innerhalb der Blutbahnen konstant. Ein Absinken des Wertes kann zu Wassereinlagerungen im Gewebe führen. Darüber hinaus handelt es sich um ein wichtiges Transportprotein: Es kann nicht wasserlösliche Stoffe binden und so für den Transport ohne Verkleben sorgen. Medikamente, Hormone und Vitamine können so über die Blutbahn zum Zielort transportiert werden. Hier wird deutlich, dass ein Albuminmangel diese wichtige Funktion einschränken würde.
Albumin Normwerte
Bei einem Verdacht wird der/die Arzt/Ärztin mit einem Blutbild auch den Albuminwert bestimmen lassen. Auf dem Laborblatt werden für das Serum als Normwerte meistens 35 bis 52 g/l angegeben. Je nach Labor und Standard kann es zu leichten Abweichungen kommen. Auch kann eine Differenzierung anhand des Alters des/-r Patienten/-in erfolgen. So weit wollen wir aber hier nicht gehen: Das ist eindeutig ein Fall für die individuelle, fachärztliche Diagnostik.
Im Urin sollen liegt der Normwert bis zu 30 mg/24 Stunden. Über den Urin wird im Normalzustand nur eine geringe Menge an Humanalbumin ausgeschieden. Erhöhte Werte können auf eine Nierenschädigung hinweisen, die auch im Zusammenhang mit Bluthochdruck oder Diabetes auftreten kann. Hier zeigt sich, dass die Werte nur ein Ansatzpunkt für die weitere Diagnostik sind. Im Einzelfall kommt es sehr auf das individuelle Beschwerdebild an.
Seltener wird der Albuminwert über Nervenwasser (Liquor) durch eine Punktion im Rücken bestimmt. Dieses Vorgehen werden Ärzte/-innen in Erwägung ziehen, wenn der Verdacht auf entzündliche Prozesse im Nervensystem besteht (wie es z.B. bei Multipler Sklerose der Fall ist).
Wann ist Albumin erniedrigt und wann erhöht?
Ärzte/-innen bringen zu niedrige Albuminwerte mit akuten Entzündungsherden im Körper oder Nierenerkrankungen in Verbindung. Weitere Blutwerte und Ultraschalluntersuchungen können einen solchen Verdacht bestätigen. Auch bei einer Leberzirrhose oder einem akuten Darmverschluss können die Albuminwerte auffällig stark unter den Grenzwert fallen. Ferner kann der Wert stark erniedrigt sein, wenn es zu Wasseransammlungen im Gewebe oder auch Bauchraum gekommen ist. Mangelernährung ist ebenfalls ein häufiger Grund für das Absinken des Albuminwertes. Während der Schwangerschaft ist das Absinken in einem gewissen Maße normal. Routinemäßig prüfen Gynäkologen, ob im Urin von Schwangeren erhöhte Ausscheidungen von Eiweiß im Urin zu finden sind.
Zu hohe Albuminwerte lassen sich auf eine akute Austrocknung (Dehydration) zurückführen, wie sie z.B. durch starken Durchfall oder vermehrtes Wasserlassen entstehen kann. Ein auffallend hoher Laborwert kann für eine Nierenschädigung sprechen, wie sie durch Bluthochdruck oder Krankheiten wie Diabetes ausgelöst werden kann. Ein erhöhter Albuminwert im Liquor kann ein Hinweis auf eine Meningitis (Hirnhautentzündung) sein. Auch ein Schädel-Hirn-Trauma oder ein Hirninfarkt können eine mögliche Erklärung sein.
Ursachen für eine Abweichung der Albuminwerte?
Liegt eine schwerwiegende Erkrankung vor, wird sich das meistens auch an den Albuminwerten ablesen lassen können. Bei einer akuten bzw. chronischen Nieren- oder auch Lebererkrankung sind die Werte meistens jenseits der Norm. Im Einzelfall ist eine weiterführende Diagnostik notwendig, um der Ursache gezielt auf die Spur zu kommen. Durch ein ausführliches Anamnesegespräch weiß der/die Arzt/Ärztin, welche möglichen Ursachen in Betracht kommen.
Albuminwert niedrig: Was tun?
Ob der Albuminwert zu niedrig ist, lässt sich nur mit einer ärztlichen Laborkontrolle feststellen. Denn für Wassereinlagerungen kommen auch andere Ursachen wie etwa eine Herz-Kreislauf-Schwäche in Frage. Findet der Arzt die zugrunde liegende Erkrankung, wird diese gezielt mit Medikamenten behandelt. Dadurch sollte sich der Albuminspiegel wieder in Richtung des Normbereiches stabilisieren. Falls das nicht der Fall ist und der Mangel stark ausgeprägt ist, wird der Arzt eine Albuminersatzlösung verschreiben. Diese kann bis zu 20 Prozent an Albumin enthalten.
Sofern die Ausscheidung über den Urin erhöht ist, wird der/die Arzt/Ärztin diese Werte über mehrere Wochen kontrollieren. So lässt sich feststellen, wie hoch und vor allem gleichmäßig der Albuminverlust ist. Findet der Arzt anhand der Blutwerte und Anamnese keine eindeutige Ursache, können weitere bildgebende Verfahren wie etwa MRT oder CT zum Einsatz kommen.
Eine individuell zugeschnittene Therapie kann erst formuliert werden, wenn die Ursache für den Albuminmangel oder die Erhöhung eindeutig gefunden ist. Bei starken Beschwerden kann auch eine Einweisung ins Krankenhaus zwecks Abklärung notwendig sein. Große Wasseransammlungen können einen starken Druck auf das Gewebe auslösen, wodurch es zu einer Schädigung kommen kann.
Quellen
1. Böhm, Bernhard Otto; Niederau, Christoph M.: Klinikleitfaden Labordiagnostik, Urban & Fischer/Elsevier 2021.
2. van Tongeren, J. H. M.; Majoor, C. L. H.; Yap, S. H.: Clinical Aspects of Albumin, Springer 2011.
3. Otagiri, Masaki; Chuang, Victor Tuan Giam: Albumin in Medicine; Springer 2018.
4. Cohen, Dianne: Human Serum Albumin: Structure, Binding and Activity, Nova Science Publishers 2019.