VonLena Machetanz, Ärztin
und, Ärztin
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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Das Albumin ist ein Eiweiß (Protein) mit verschiedenen wichtigen Aufgaben im Körper. Es ist zum Beispiel wichtig als Transportstoff oder bei der Flüssigkeitsverteilung innerhalb und außerhalb der Zellen. Lesen Sie hier, welche Albuminwerte für einen gesunden Erwachsenen normal sind und welche Erkrankungen den Albuminspiegel verändern.
Was ist Albumin?
Beim Albumin handelt es sich um ein Protein. Es macht etwa 60 Prozent des Gesamteiweißes im Blutserum aus. Gebildet wird es vor allem in den Leberzellen (Hepatozyten). Albumin dient unter anderem zur Abpufferung des pH-Wertes und als schnell verfügbare Energiequelle. Es hat aber noch andere wichtige Funktionen:
Albumin und der kolloidosmotische Druck
Die Bluteiweiße erhalten den sogenannten kolloidosmotischen Druck. Er beträgt im Plasma etwa 25 mmHg (entspricht etwa 3,3 kPa) und ist wichtig, um das Gleichgewicht zwischen den gelösten Teilchen (Kolloiden) innerhalb und außerhalb der Zellen herzustellen. Sinkt der kolloidosmotische Druck, kommt es durch vermehrten Ausstrom von Plasmawasser aus den Zellen zur Bildung von Ödemen. Da das Albumin den größten Anteil an Bluteiweißen ausmacht, ist es auch der wichtigste Faktor zur Aufrechterhaltung des kolloidosmotischen Drucks.
Albumin als Transportprotein
Albumin ist ein wichtiger Transportstoff im Blutkreislauf. Das gilt sowohl für körpereigene Substanzen als auch für Stoffe, die dem Körper von außen zugeführt werden. Albumin bindet und transportiert unter anderem:
- Hormone wie Kortisol und Thyroxin
- Vitamin D
- Fettsäuren
- Bilirubin (ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs)
- Enzyme
- Aminosäuren (Bausteine von Enzymen)
- Elektrolyte (Magnesium, Calcium)
- Metalle (Kupferionen)
- Medikamente wie Blutverdünner, Immunsuppressiva oder Antibiotika
Wann bestimmt man das Albumin?
Der Albuminwert wird unter anderem bestimmt bei:
- chronischen Leberkrankheiten (Leberzirrhose, Fettleber etc.)
- Eiweißverlust über die Nieren oder den Magen-Darm-Trakt
- Abklärung von Wasseransammlung im Gewebe (Ödem)
- Proteinmangelernährung
Der Arzt kann das Albumin sowohl im Blutserum als auch im Urin und im Nervenwasser (Liquor) bestimmen. Für die Bestimmung benötigt er entweder:
- 20 ml spontanen Morgenurin oder über 24 Stunden gesammelten Urin
- 1 ml Blutserum
- drei steril entnommene Liquorproben
Albumin: Normwerte
Für das Albumin im Serum gelten je nach Alter folgende Normwerte:
Serum-Albumin | |
bis 4 Tage | 2800 - 4400 mg/dl |
5 Tage bis 13 Jahre | 3800 - 5400 mg/dl |
14 bis 17 Jahre | 3200 - 4500 mg/dl |
ab 18 Jahre | 3500 - 5200 mg/dl |
Das Albumin im Morgenurin liegt normalerweise bei unter 20 mg/l (gilt ab einem Alter von 3 Jahren). Der Messwert für das Albumin im 24-Stunden-Sammelurin beträgt normalerweise weniger als 30 mg/d (Milligramm pro Tag).
Liegen die Albumin-Werte im Urin (Morgen- oder Sammelurin) oberhalb der Grenzwerte, unterscheidet der Arzt je nach Ausmaß der Erhöhung zwischen Mikro- und Makro-Albuminurie:
- Mikroalbuminurie (mäßiger Albuminverlust): 20 bis 200 mg/l im Morgenurin bzw. 30 bis 300 mg/Tag im Sammelurin
- Makroalbuminurie (starker Albuminverlust): >200 mg/l im Morgenurin bzw. >300 mg/Tag im Sammelurin
Der Albumin-Liquorwert alleine ist nicht aussagekräftig. Er muss in Zusammenhang mit dem Albumingehalt im Serum beurteilt werden: Der Arzt berechnet den Quotienten aus dem Albuminwert im Serum und dem Albuminwert im Liquor.
Alter | Albuminquotient Liquor/Serum (x0,001) |
Neugeborene | < 28 |
Säuglinge im 1. Monat | < 15 |
Säuglinge im 2. Monat | < 10 |
Säuglinge im 3. Monat | < 5 |
Kinder zwischen 4 Monaten und 6 Jahren | < 3,5 |
Kinder zwischen 6 und 15 Jahren | < 5 |
über 15 und bis 40 Jahre | < 6,5 |
über 40 Jahre | < 8 |
Wann ist das Albumin erniedrigt?
Ist das Blut-Albumin zu niedrig, spricht man von einer Hypoalbuminämie oder Hypalbuminämie. Sie tritt auf bei:
- entglittener Leberzirrhose, akuter Hepatitis, toxischer Leberschädigung
- Amyloidosen (Erkrankungen mit Ablagerung veränderter Eiweiße im Körper)
- Proteinverlust über die Niere (nephrotisches Syndrom) oder den Magen-Darm-Trakt (exsudative Enteropathie mit wässrigen Durchfällen)
- Mangel- oder Unterernährung (zum Beispiel Kwashiorkor)
- Verbrennungen oder exsudativen Hauterkrankungen wie Dermatitis
- Flüssigkeitsüberschuss (Hyperhydratation, zum Beispiel durch Infusionstherapie oder in der Schwangerschaft)
- fortgeschrittenen Krebserkrankungen
- erblichem Albuminmangel (An- bzw. Hypalbuminämie)
Ein niedriges Albumin im Urin oder Liquor hat keine Bedeutung.
Wann ist das Albumin erhöht?
Bei Flüssigkeitsmangel (Dehydratation) – zum Beispiel durch Erbrechen, vermehrtem Wasserlassen oder Durchfall – ist das Blut-Albumin zu hoch. Es handelt sich hier aber nur um einen relativen Anstieg des Proteins im Vergleich zur Flüssigkeitsmenge.
Zu einem erhöhten Albumin im Urin kommt es zum Beispiel bei Bluthochdruck oder Diabetes mellitus mit Nierenschädigung (hypertonische bzw. diabetische Nephropathie).
Eine erhöhte Konzentration an Albumin im Nervenwasser beziehungsweise ein erhöhter Albuminquotient Liquor/Serum kann zum Beispiel auf Hirnhautentzündung (Meningitis), Guillain-Barré-Syndrom, Hirninfarkt, Hirn- oder Rückenmarkstumor oder Schädel-Hirn-Trauma hinweisen.
Was tun bei verändertem Albumin?
Eine Hypoalbuminämie (Hypalbuminämie) wird entsprechend ihrer Grunderkrankung behandelt. Ist die Ursache etwa ein Eiweißverlust über die Niere, verabreicht der Arzt gegebenenfalls entwässernde Medikamente oder Medikamente gegen Bluthochdruck (Sartane, ACE-Hemmer etc.). Bei ausgeprägtem Albuminmangel kann der Arzt eine Albuminersatzlösung verabreichen, die fünf bis 20 Prozent Albumin enthält.
Was tun bei Albuminurie?
Wenn die Ausscheidung von Albumin im Urin erhöht ist, muss der Arzt überprüfen, ob der Albuminverlust regelmäßig auftritt. Hierfür führt er innerhalb der nächsten sechs bis acht Wochen nochmals drei oder mehr Albuminbestimmungen durch. Besteht eine Mikroalbuminurie, ist eine Kontrolle zwei- bis dreimal jährlich notwendig. Bei einem stärker ausgeprägtem Verlust von Albumin (Makroalbuminurie), muss der Arzt die Ursache der Nierenschädigung abklären.
Was tun bei erhöhtem Albumin im Liquor?
Wenn der Albumin-Wert im Liquor beziehungsweise der Albumin-Quotient Liquor/Serum erhöht ist, wird der Arzt mithilfe weiterer Untersuchungen die Ursache abklären und dann eine geeignete Behandlung einleiten.
Autoren- & Quelleninformationen
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Datum :
Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Vorlage:
Dr. med. Karlheinz Zeilberger
Autoren:
Lena Machetanz
Eva Rudolf-Müller
Eva Rudolf-Müller ist freie Autorin in der NetDoktor-Medizinredaktion. Sie hat Humanmedizin und Zeitungswissenschaften studiert und immer wieder in beiden Bereich gearbeitet - als Ärztin in der Klinik, als Gutachterin, ebenso wie als Medizinjournalistin für verschiedene Fachzeitschriften. Aktuell arbeitet sie im Online-Journalismus, wo ein breites Spektrum der Medizin für alle angeboten wird.
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Quellen:
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- Gressner, A. M & Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik. Springer Verlag, 2. Auflage, 2013.
- Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 07.06.2019)
- Huppelsberg, J. & Walter, K.: Kurzlehrbuch Physiologie. Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2009.
- IMD Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam GbR / IMD Berlin MVZ: www.imd-potsdam.de (Abruf: 07.06.2019)
- Kuhlmann, U. et al.: Nephrologie. Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2015.
- Roissant, R. et al.: Die Anästhesiologie. Springer Verlag, 3. Auflage, 2012.
- Siegenthaler, W.: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Georg Thieme Verlag, 19. Auflage, 2005.